Die Geschichte des "Neustädter Gägs"
Der Gägs ist ein typischer Schwarzwälder Kopf, so ein ausgesprochen charakteristischer Zipfelkappenkopf, der trotz grotesker Form immerhin lieblich und vor allen Dingen heiter, fröhlich, pfiffig, schlitzohrig, originell und fröhlich wirkt. Ein echter "Wälder" eben.
Aber nicht nur bei der Gägs-Maske, auch beim Häs und seinen Farben haben sich die Schöpfer etwas gedacht. Mit der Silberdistel und den umrahmenden Tannenzapfen auf dem ledernen Brustlatz wird die schwarzwälder Heimat angedeutet. In der rot-weißen Zipfelmütze und den gleichen Strümpfen sind die Neustädter Stadtfarben angedeutet.
Von wem der Name Gägs ins Spiel gebracht wurde, ist an keiner Stelle in den amtlichen Aufzeichnungen festgehalten. Man muss es hinnehmen als einen ganz besonderen Geistesblitz. So wurde er 1959 aus der Taufe gehoben und ist seither aus der Neustädter Fasnet nicht mehr wegzudenken.
Die Geburt des "Gägs"
Es existieren eine ganze Reihe von Sagen und Legenden wie es denn eigentlich zur Idee des "Gägs" gekommen sei. Tatsache ist: Da es eine "Plätzlermaske" nicht gab, musste dafür ein Entwurf her. Man war sich im Narrenrat einig, dass man bei dieser Gelegenheit auch das Häs neu gestalten sollte. Wie beim alten (aber nie in Serie gegangenen) Plätzler soll es sich um ein Flickenhäs handeln, möglichst bunt und möglichst lustig. Malermeister Erich Hartfelder legte dem Narrenrat den Entwurf von Häs und Maske vor. Form und Farbgestaltung fanden vollste Zustimmung. Nur spitzbübischer wollte man ihn noch haben und so gab Malermeister Paul Tscholl dem Gägs sein heutiges pfiffiges Schelmengesicht. Das Sitzungsprotokoll des Narrenrates spricht von einem "typisch Schwarzwälder Kopf, so ein ausgesprochen charakteristischer Zipfelkappenkopf, der trotz grotesker Form immerhin lieblich und vor allen Dingen heiter, fröhlich, pfiffig, schlitzohrig, originell und fröhlich wirken sollte". "Es sollte ihm anzusehen sein, dass er lange braucht, um sich zu etwas zu entschließen, jedoch, wenn er sich erstmal entschlossen hat, dann bleibt's auch dabei". Ein echter "Wälder" eben.
Nach einem ersten Muster aus Ton sollte dann ein auswärtiger Holzschnitzer die ersten Holzmasken anfertigen. Doch dieser stürzte, die Tonmaske im Rucksack, mit seinem Motorrad, und der Traum von der ersten Gägs-Maske hatte sich zunächst buchstäblich zerschlagen. Auch der Titiseer Bildhauer Friedrich Büschelberger wurde um einen Entwurf gebeten. Er fertigte eine Gipsmaske, die aber beim Narrenrat keinen Gefallen fand. Es gab aber noch die bildliche Vorlage von Erich Hartfelder und Paul Tscholl, und nach dieser Vorlage formte schließlich Holzbildhauer Heiner Stoll den Gägskopf, wie man ihn heute noch kennt. Es dauerte noch ein weiteres Jahr, nämlich bis zum November 1959, bis der Gägs beim Ne Bü Ba unter großen Schellenklang und Brimborium endlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Der erste Gägs, der damals getauft wurde, war Ernst Schwörer. Nach ihm wurden noch neun weitere Gägs getauft.
Die Taufzeremonie
Der Gägs wurde in einem "Chaisewägele" von den Eltern "Waldgeist und Widewiebli" (gespielt von Hans Jordan und Herta Heilbock) in den Saal gefahren. Hinter den Eltern folgte die Hebamme (dargestellt von Karl Fischer). Dahinter die Paten und der Elferrat.
Narrenvater Paul formulierte in seiner Taufrede den hohen Anspruch, der an einen Gägs gestellt wird: "Er muss trinken können, er muss geistvoll und witzig sein, er muss tanzen und springen können".
Das Tauflied (von einem Bruder des Prinz Karneval Edelbert Ruf und Scribifax Wilfried Isele geschrieben):
"Gägs, Gägs, Gägs, wer hät so ä schönes Häs? Wer hät so schöni Maske a, mit so schöni Glöckli dra, bin i nit än schöne Ma?"
Eine lange Zeit in Vergessenheit geratene Strophe lautete: "I sollt aber au no än Gspänle ha, wie wärs mit em Wiible nebe dra? Gigs könnt se heiße, mit e weng Hor uf de Zäh, Gigs und Gägs, sell wär sche. Gigs, Gägs, Gäbele ausgelacht, Gägs, Gägs, Gägs."
Der Wunsch nach dem "Gspänle", dem "Wiible nebedra", sollte sich erst nach rund 33 Jahren erfüllen. 1992 wurden die "Gigs" ins Leben gerufen.
Nicht nur bei der Gägs-Maske, auch beim Häs und seinen Farben haben sich die Schöpfer etwas gedacht. Mit der Silberdistel und den umrahmenden Tannenzapfen auf dem ledernen Brustlatz wird die Schwarzwälder Heimat angedeutet. In der rot-weißen Zipfelmütze und den gleichen Strümpfen sind die Neustädter Stadtfarben angedeutet. Die Häs-Farben wurden ebenfalls von Erich Hartfelder entworfen.
Von wem aber der Name s Spiel gebracht wurde, anstelle des alten "Plätzler" das ist an keiner Stelle in den amtlichen Aufzeichnungen festgehalten. Man muss es hinnehmen als einen ganz besonderen Geistesblitz.
1962 war die Anfangs kleine Gruppe der Neustädter Gägs sprunghaft angewachsen und es ergab sich die Notwendigkeit, sie etwas straffer in die Zunftdisziplin einzubinden. So wurde am 11.11.1962 die erste "Gägs-Satzung" verabschiedet. Was bis dahin der Obergägs war, musste von nun an als "Gägsvogt" offiziell gewählt werden. Erster Gägsvogt wurde 1963 Heinz "Charly" Neufeld.
In der aus 26 Paragraphen bestehenden Gägs-Ordnung wurde unter anderem festgehalten: "Die Maskenträger sind Glieder einer Gemeinschaft, der anzugehören eine Ehre ist (§ 3)". Einige Paragraphen mussten in späteren Jahren geändert werden, oder sie wurden Gegenstand heftiger Diskussionen. So zum Beispiel Paragraph 5: "Gägs können nur Männer vom 18. Lebensjahr an sein, sofern sie Mitglied der Narrhalla sind." In den 80er Jahren wurde dieser Paragraph zugunsten einiger weiblicher Gägs aufgegeben. Noch 1966 entnehmen wir einem Protokoll: "Die Gägs sind gegen die Schaffung der weiblichen Maske Gigs."
Auch Paragraph 9 wurde inzwischen von der Zeit überholt. Dort hieß es: "Freiwerdende Masken müssen an den Obergägs zurückgegeben werden ...". Erst 1972 wurde die Regelung eingeführt, dass Gägs ihr Häs mitsamt Maske komplett selbst finanzieren mussten und es dafür dann auch ihr persönliches Eigentum war.
Lustig, aber wahrscheinlich damals dringend nötig, erscheint uns Paragraph 12: "Das Verhalten der Gägs gegenüber den Zunftpagen muss betont korrekt und zuvorkommend sein. Persönliche Gefühle sollten vor der Öffentlichkeit nicht zum Ausdruck gebracht werden". Das hieß auf gut Deutsch: Den Gägs war öffentliches Knutschen mit den Pagen verboten.
Und wer erinnert sich noch an Paragraph 23? "Die Zunft übernimmt alle zwei Jahre nach der Fasnacht eine Vollreinigung der Gägsmaske". Vor allem musste in jenen Jahren aber auch Ordnung in den nicht mehr kontrollierbaren Gägs-Nachwuchs gebracht werden. Denn die "Gäbele", so nennt sich der Narrensamen im Gägs-Kostüm (ohne Maske), hatten sich bis dato zünftig vermehrt. 1965 registrierte die Zunft bereits über dreißig Gäbele.
An alle Gäbele-Eltern wurde deshalb 1966 ein Schreiben aufgesetzt, dem ein "Gäbele-Reglement" beigefügt war. Wichtigste Regelung darin war, dass Gägs und Elferräte bei offiziellen Anlässen und Auftritten in der Öffentlichkeit gegenüber den Gäbele weisungsbefugt waren.
Die Anfänge des "Gägsballes" führen in das Jahr 1965. Früher in der Adler Post, dann im Thomasheim, vorübergehend im Neustädter Hof und heute wieder im Thomasheim ist der Gägsball inzwischen der einzige echte Kostümball in der Neustädter Fasnet, mit jährlich wechselndem Motto.